Vergangene Woche hat die Bertelsmann Stiftung mit dem Fraunhofer Institute for Industrial Engineering IAO eine Metastudie über den Forschungsstand der Twin Transition veröffentlicht.
Die Ergebnisse sind für uns weniger überraschend, aber wir würden gerne ein wenig unseren Senf zu den bestätigten Thesen der Studie dazu geben.
1. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden […] in der Unternehmenspraxis vorwiegend als getrennte Entwicklungen verstanden.“
Das können wir alleine dadurch bestätigen, dass bisher bei Digitalisierungsprojekten der Nachhaltigkeitsaspekt bei den Requirements keine Rolle spielt. Die Anwendungen beziehen sich primär auf Prozessoptimierungen und CO₂-Einsparpotential, dass hierbei auch Sustainability by Design zur Sprache kommt oder Ressourcen eingespart werden können, passiert selten.
2. „Es wird wahrgenommen, dass Nachhaltigkeit handfeste betriebswirtschaftliche Potenziale bietet.“
Der Skandal über die Wertlosigkeit der meisten CO₂-Kompensationsleistungen unterstreicht, wie der Versuch, sich nach außen als attraktiver Arbeitgeber:in darzustellen, aktuell regiert. Es gibt einen riesigen Bedarf an Bildungsleistung für die Potenziale und Chancen der Twin Transition.
3. „Die Umsetzung der Nachhaltigkeit in deutschen mittelständischen Unternehmen scheitert […] (an der) fehlenden strategischen Priorisierung.“
Wir behaupten, dass Unternehmen, die das Nachhaltigkeitsmanagement nicht an die strategische Unternehmensentwicklung koppeln, keinen Mehrwert aus der Twin Transition ziehen werden. Aktuell fühlen wir eher ein „Ja, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind schon wichtig, aber wir kümmern uns erst drum, sobald wir können.“ Dieses Dilemma zu lösen, wird zentrale Aufgabe des Twin Transition-Markts.
4. „Der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit wird in deutschen mittelständischen Unternehmen vor allem durch deren Kunden und Kundinnen getrieben.“
Das könnte generell eine Faustregel für den Mittelstand sein – „if it ain’t broke, don’t fix it“. Wie weitsichtig diese Einstellung allerdings ist, vor allem hinsichtlich solcher systemischen Veränderungen im Markt, werden wir bald herausfinden.
Alle weiteren Thesen konnten, wenn dann nur zum Teil bestätigt werden, wie dass beispielsweise die Welt durch Digitalisierung näher gerückt wurde und ein Aufschwung der digitalen Transformation primär durch das verstärkte mobile Arbeiten festgemacht werden kann.
Es lässt aber weiterhin zu wünschen übrig, dass man den Zusammenhang der Umweltauswirkung digitaler Technologien eher nachrangig Aufmerksamkeit widmet.
Woran machen wir das fest? #ChatGPT wird als AI Revolution wahrgenommen und der Nachhaltigkeitsaspekt spielt in den Medien und Wirtschaft aktuell kaum eine Rolle.
Uns würde interessieren, ob Ihr den dargestellten Chancen und Hürden der Studie zustimmen würdet. Welche Anreize sollten auch von politischer Seite gestellt werden? 
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