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Warme Server an kalten Tagen

♻️ Heute wollen wir uns mal zum Thema Recycling melden – allerdings nicht im herkömmlichen Sinn. 

Die Digitalisierung ist sehr energiehungrig. Wäre die Branche ein Land, hätte sie je nach Berechnungsgrundlage den dritt- bis sechsthöchsten Energieverbrauch der Welt. Entsprechend wird es mit der zunehmenden Transformation zur Industrie 4.0 wichtiger, dass wir den Konsum der produzierten Energie optimieren und flexibilisieren. 

♨️ Im operations- und produktionstechnischen Raum wird unter anderem mittels Wärmerückkopplung die industrielle Abwärme genutzt, um die Energieeffizienz zu steigern und steigenden Kosten entgegenzuwirken. Auf digitaler Ebene wird es allerdings bis dato eher weniger genutzt. 

Dabei gibt es hier gutes Potenzial. Wer länger auf seinem Handy oder Laptop Videos schaut oder zockt, merkt schnell, wie warm das Gerät wird. Das Gleiche findet man in Rechenzentren vor. Statt aber die Wärme zu nutzen, werden die Server aber runtergekühlt. Und günstig ist das nicht, aktuell fallen 25 % der Betriebskosten nur für die Kühlung an. Die skandinavischen Länder machen damit sogar guten Gewinn, alljährlich niedrigeren Temperaturen sei Dank. 

⚓️ Richtig ausgeflippt ist das Projekt Natick von Microsoft Germany. Hierbei wurde getestet, ob ein Rechenzentrum nicht einfach in den Meeresboden des Pazifiks gelagert werden kann. Anscheinend sind die Resultate sehr vielversprechend. 

Aber was machen wir hierzulande, wo diese Kühlungsoptionen eher begrenzt sind? Vor allem hinsichtlich der zunehmenden Verschiebung vieler betrieblicher Prozesse in diverse Cloud-Systeme muss eher das erwähnte Prinzip der Rück- oder Sektorenkopplung – bekannt aus der Energiewende – greifen. 

📊 Das Borderstep Institute for Innovation and Sustainability gGmbH geht von einem geschätzten Abwärmenutzungspotenzial von 3,6 bis 10,8 Milliarden Kilowattstunden in Deutschland aus, was aktuell nur geringfügig ausgenutzt wird. 

Bekannte Hemmnisse sind unter anderem, dass für viele Rechenzentrumsbetreiber die Rückgewinnung nicht zum Kerngeschäft zählt, es keine direkte Anwendung oder keine Abnehmer_innen finden. Auch die Politik setzt keine ausreichenden Rahmenbedingungen – die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF) betont beispielsweise, dass wir seit Monaten auf eine konkrete Vorlage für das Energieeffizienzgesetz warten, was dem ganzen Flügel verleihen könnte. 

💡 Richtig spannende Projekte und Ideen gibt es allerdings schon. Windcloud 4.0 GmbH nutzen Serverwärme, um eine Algenfarm zu beheizen. Das Vorhaben “Bytes2Heat” baut eine Matching-Platfform, um Lösungsanbietern zu helfen, potenzielle Abnehmer:innen für die Wärme ausfindig zu machen. 

2% der privaten Haushalte könnten mittels Server geheizt werden – welche weiteren Anwendungen würden euch einfallen, um die Abwärme aus Rechenoperationen effizient nutzen zu können? 🦁🌱

 #Zirkularität #nachhaltigkeit #digitalisierung #rechenzentren #power2heat

Unsere Blogbeiträge sind zum Teil Artikel, die wir zuerst in Social Media veröffentlicht haben.
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